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Stufen der Beteiligung

Es gibt vier verschiedene Stufen der Beteiligung. Sie unterschieden sich danach, wie stark sich die Bürger:innen überhaupt beteiligen können. Dementsprechend ist die Wahl der Beteiligungsformate abhängig von der gewünschten Beteiligungsstufe. Am Anfang ist die Stufe der Information. Hier ist die Teilhabe am geringsten. Auf der Stufe der Mitentscheidung ist sie am größten.

Information ist die Grundlage und Voraussetzung jeder Bürgerbeteiligung. Alle Beteiligten sollen umfassend und transparent über Bauvorhaben informiert werden.

Konsultation bedeutet, dass die Beteiligten ihre Meinung äußern und zu den geplanten Vorhaben Stellung beziehen und Ideen einbringen (zum Beispiel über Umfragen, Ideensammlungen)

Mitgestaltung heißt, dass gemeinsame Konzepte und Lösungen arbeitet werden (zum Beispiel in Projektbeiträgen, Ideen-Werkstätten)

Mitentscheidung ist gegeben, wenn Beteiligte in Entscheidungsprozesse zum Vorhaben einbezogen werden. Über die gewählten Vertreter der BVV gibt es eine indirekte Mitentscheidung der Bevölkerung an Vorhaben.

Formate der Bürgerbeteiligung

Information

Bürgerausstellung

Die Bürgerausstellung beteiligt verschiedenen Interessensgruppen, indem sie ihre Perspektiven, Meinungen und Vorschläge zu einem relevanten Thema z.B. Bauvorhaben präsentiert. Ein:e Moderator:in nimmt die Anregungen der Bürger:innen auf. Das Format sollte entsprechend von einer Vernissage und idealerweise auch einer Finissage begleitet werden, um öffentliche wirksame Signale zu senden. Die Methode sollte eine Kombination aus Text- und Bildsprache darstellen, damit eine leicht zugängliche Präsentation vor Ort und online angeboten wird.

Ziel:

  • leicht zugängliches, offenes Angebot zur Information

Aufwand:

  • mittlerer Finanzaufwand (je nach Art der Ausstellung und Vorstellungen sehr unterschiedlich)
  • professionelles Personal (nicht zwingend notwendig)
  • Durchführung 3- 6 Monate

Informationsveranstaltung

Ein klassisches und vielfach angewendetes Beteiligungsformat, zum Beispiel in Form einer Bürgerversammlung. Zugang haben alle Betroffenen eines Vorhabens und je nach Form der Beteiligung auch weitere Interessenten.

Sie können sich zu bestimmten Themen informieren und Rückfragen stellen. Das Format kann in beschränktem Rahmen auch eine Diskussionsplattform für die Anliegen und Probleme der anwesenden Bürger:innen bieten. Gleichzeitig versteht die Möglichkeit zum Austausch zwischen der Öffentlichkeit und der öffentlichen Hand. Die Interaktionsmöglichkeiten sin jedoch sehr beschränkt. Denn erfahrungsgemäß artikulieren sich vor allem „geübte“ Sprecher:innen, die als Meinungsmacher auftreten.

Ziel:

  • Information zu einem Bauvorhaben oder zu lokalen bzw. regionalen Themen

Aufwand:

  • Mittlerer Finanzaufwand (Örtlichkeit und professionelle Moderation)
  • Professionelle Moderation
  • 1- 2 Stunden

Ortsbegehung/ Stadtspaziergang

Ortsbegehungen informieren die Bürger:innen durch geführte Informationsrundgänge zu den Planungen. Die Teilnehmenden tauschen sich hierbei mit Fachleuten aus, informieren sich oder erläutern ihre Ideen. In dem Rundgang können besondere Orte einbezogen werden (etwas solche, die sonst für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind). Das Format kann projektunabhängig in jedem Stadtteil durchgeführt und in einem gewissen Turnus (z.B. jährlich) wiederholt werden.

Die Zielgruppe ist vor allem die Generation 50 plus und Senior:innen. Die Anzahl der Teilnehmende sollte max. 30 Personen betragen. Zu beachten ist, dass es bei größeren Gruppen nur mit sogenannten Funk-Headsets durchzuführen ist.

Die Zielgruppe ist vor allem die Generation 50 plus und Senior:innen. Die Anzahl der Teilnehmenden sollte max. 30 Personen betragen. Zu beachten ist, dass es bei größeren Gruppen nur mit sogenannten Funk-Headsets durchzuführen ist.

Ziel:

  • Veranschaulichung von Planungsprozessen und Herstellen eines lokalen Bezuges

Aufwand:

  • Niedriger Finanzaufwand
  • Professionelle Moderation erforderlich
  • Durchführung 1- 3 Stunden

Konsultation

Ideenwerkstatt

Eine Ideenwerkstatt ist ein ein- bis zweitägiges Verfahren, bei dem durch den Einsatz unterschiedlicher Methoden neue Lösungsideen für ein bestehendes Problem entwickelt werden. Dabei werden Ideen erarbeitet, hinterfragt und umsetzungsreif gestaltet. Ideen werden an Gruppentischen entwickelt, die nach ungefähr 10- 20 Minuten wechseln. Die Ideenwerkstatt bietet die Möglichkeit, Angehörige unterschiedlicher Generationen zusammenzubringen.

Die Zielgruppe hierbei sind teilweise Jugendliche, vor allem junge Erwachsene, Erwachsene, die Generation 50 plus und Senior:innen. Die Anzahl der Teilnehmenden sollte zwischen 5 bis 25 Personen sein.

Ziel:

  • Entwicklung neuer umsetzbarer Ideen in kurzer Zeit

Aufwand:

  • Niedriger Finanzaufwand (abhängig vom Ausmaß der Veranstaltung)
  • Moderator:innen an den jeweiligen Tischen
  • 1- 3 Stunden

Brain-Walking/ Brainstorming

Brain-Walking dient auf eine ähnliche Weise wie das Brainstorming dazu, neue und ungewöhnliche Ideen zu generieren. Die Teilnehmenden bewegen sich dabei innerhalb eines vordefinierten Raumes. Dort befinden sich Flipcharts, auf denen eine Reihe von Fragen oder Aussagen zu einem Thema stehen und an verschiedenen Stationen verteilt sind. Die Teilnehmenden werden gebeten, die Stationen abzulaufen, sich schweigend Gedanken zu den Fragen und Aussagen zu machen und ihre Gedanken/ Ideen auf die Flipcharts zu schreiben.  Nach Beendigung werden die Ergebnisse von der Moderation kurz ausgewertet und vorgestellt.

Diese Methode ermöglicht es Teilnehmenden, sich in kurzer Zeit mit einem Thema auseinanderzusetzen und festgefahrene Denkstrukturen aufzubrechen. Zusätzlich ermöglicht es eine gleichberechtigte Partizipation von „stillen“ und „dominanten“ Persönlichkeiten.

Die Zielgruppe hierbei sind vor allem junge Erwachsene, Erwachsene und die Generation 50 plus. Die Anzahl der Teilnehmenden sollte auf max. 10 bis 30 Teilnehmende beschränkt werden.

Ziel:

  • kreative, gemeinschaftliche Auseinandersetzung mit einem vorgegebenen Thema binnen kurzer Zeit

Aufwand:

  • Niedriger Finanzaufwand
  • Eine Moderation ist erforderlich
  • Durchführung 20- 30 Minuten, zusätzlich etwa eine Stunde zur Diskussion

Fokusgruppen

Bei dem Format Fokusgruppen handelt es sich um eine moderierte und fokussierte Diskussion einer Gruppe von Personen, die durch den gegenseitigen Austausch und die Konfrontation mit Wahrnehmungen, Meinungen und Ideen anderer Diskussionsteilnehmer:innen ein deutliches Plus an Informationen bieten soll. Diese Methode eignet sich besonders, wenn noch wenig Wissen zu einem Thema vorhanden ist. Darüber hinaus können mit dieser Methode beteiligungsferne Gruppen gezielt eingebunden werden, um Wissen über die Interessen dieser Gruppen zu erlangen. Während der Durchführung gibt es ein hohes Maß an Interaktionen und einen offenen Austausch.

Die Zielgruppe umfasst alle Altersgruppen. Die Anzahl der Kleingruppen sollten max. 8-12 Personen umfassen.

Ziel:

  • zielgerichtete Zusammensetzung der Teilnehmenden, um neue Erkenntnisse zu einem Thema zu erhalten

Aufwand:

  • niedriger Finanzaufwand
  • Vorbereitung mit mind. Zwei Personen
  • Durchführung mit Moderation und Assistenz
  • Durchführung ca. 1 bis 2 Stunden (< halber Tag)

Mitgestaltung

World-Café

Das World-Café ist ein rotierendes Austauschformat, bei dem die Teilnehmenden in einer gemütlichen, kaffeehausähnlichen Atmosphäre an kleinen Tischen zusammensitzen. Über mehrere Gesprächsrunden hinweg, tauschen sich die Teilnehmenden zu einer bestimmten Fragestellung aus und halten ihre Antworten auf ausgelegtem Papiertischdecken fest. Nach jeder Runde wechseln die Teilnehmenden die Tische, an denen jeweils nur ein Themenaspekt erörtert wird. Die Methode ist geeignet, um Wissen und Fachkenntnisse zu sammeln, Perspektiven auszutauschen und Lösungsmöglichkeiten sowie Handlungsansätze gemeinsam zu entwickeln.  

Die Zielgruppe sind vor allem junge Erwachsene, Erwachsene, die Generation 50 plus und Senior:innen. Die Anzahl der Teilnehmenden ist beliebig, jedoch sollten pro Tisch max. 5 bis 8 Teilnehmende sein.

Ziel:

  • Meinungsaustausch und Ideensammlung in entspannter Atmosphäre zu vorgegebenem Thema

Aufwand:

  • Niedriger Finanzaufwand
  • Moderation bzw. Tischgastgeber:in
  • Durchführung 2- 4 Stunden

Runder Tisch

Bei einem Runden Tisch versammeln sich Vertreter:innen unterschiedlicher Interessensgruppen gleichberechtigt an einem Tisch, um ein kontroverses Thema oder Problem zu diskutieren und zu versuchen, gemeinsam eine Lösung dafür zu finden. Runde Tische werden vor allem dann eingesetzt, wenn unterschiedliche Interessen – unter Umständen in Konfrontation – einander gegenüberstehen und eine Schlichtung unabdingbar ist. Der genaue Arbeitsauftrag und der Gestaltungsspielraum, der ihnen zur Verfügung steht, werden zuvor mit dem Entscheidungsträger abgeklärt und den Teilnehmenden mitgeteilt.

Die Zielgruppe sind vor allem junge Erwachsene, Erwachsene, die Generation 50 plus und Senior:innen. Die Anzahl der Teilnehmenden ist beliebig groß, es sollten jedoch mind. 15 Personen anwesend sein.

Ziel:

  • Konsensfindung zwischen widerstreitenden Interessen und Ansprüchen

Aufwand

  • Mittlerer Finanzaufwand
  • Professionelle Begleitung (Moderation, Mediation sowie Protokollierung)
  • Durchführung 3- 4 Stunden und mehrere Tage

Städtebaumodell (Planning for Real)

Aktivierendes Planungs- und Beteiligungsverfahren, das in der Gemeinwesenarbeit angewendet wird. Anhand eines gemeinsam erstellten 3D-Modells wird die Wahrnehmung für die Nachbarschaft geschärft, Bedarfe werden identifiziert, Verbesserungsideen gesammelt und Vorschläge zur Umsetzung entwickelt. Diese Methode eignet sich als aufsuchendes Verfahren zur Einbindung schwer erreichbarer Gruppen. Gleichzeitig ist das Modell plakativ und auch ohne gute Sprachkenntnisse verständlich und ansprechend. Dadurch wird das lokale Engagement gefördert.

Die Zielgruppe sind vor allem junge Erwachsene, Erwachsene, die Generation 50 plus und Senior:innen. Die Anzahl der Teilnehmenden ist beliebig, die jeweiligen Gruppengrößen sollten mittlere bis große Gruppen sein.

Ziel:

  • Mobilisierung der Menschen vor Ort, Ermittlung von Defiziten und Potenzialen sowie Erarbeiten von Handlungsschwerpunkten.

Aufwand:

  • Mittlerer Finanzaufwand (variiert je nach Größe und Dauer des Verfahrens)
  • Fachliche Begleitung notwendig – aufwendig in Organisation und Durchführung
  • Durchführung kann Wochen bis Monate dauern

Mitentscheidung

Die Stufe der Mitentscheidung beinhaltet in Entscheidungsgremien entsandte Vertretungen. Möglichkeiten der Mitentscheidung sind noch stärker als andere Formate der Bürgerbeteiligung von der Bereitschaft des Bauherrn abhängig, dieses Format zuzulassen. Beispiel für ein Entscheidungsgremium, in dem Bürger (durch ein vorher im Prozess gewählten / bestimmten Vertreter:innen) mitwirken können: eine Jury, die einen Entwurf in Bezug auf ein konkretes Vorhaben auswählt.

Die Zielgruppe sind junge Erwachsene, Erwachsene, die Generation 50 plus und Senior:innen. Die Anzahl der Vertreter:innen beträgt 1-2 Personen.

Ziel:

  • Mitwirkung der Bürger:innen an Entscheidungen bei rechtlich nicht relevanten Sachverhalten.